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Wildäcker bieten Deckung und Äsung

Wildackeranlage

Rehe sind so genannte Konzentrat-Selektierer, das heißt, sie sind bei der Auswahl ihres Futters sehr wählerisch. Sie naschen gerne und bevorzugen bei ihrer Äsung hochverdaulichen Klee und Kräuter. Im Waldrevier haben die Rehe wenig Möglichkeiten, diese Vielfalt an Äsung zu finden. Deshalb haben wir in unserem Lehrrevier zahlreiche Wildäcker angelegt. Nicht nur im Wald, auch im Feldrevier ist die Anlage von Wildackerflächen wichtig, bieten sie doch gerade im Herbst, wo alle Felder abgeerntet sind und das Wild mit dem Ernteschock zurecht kommen muss, ausreichend Deckung für Reh, Hase und Fasan.

Auf der Wildacker-Demonstrationsfläche in unserem Lehrrevier zeigen wir verschiedene Ansaatmischungen für unterschiedliche Nutzungsziele und Standortbedingungen. Das Wild findet hier abwechslungsreiche und schmackhafte Äsung, auch auf humusarmen, rohen Waldböden und auf stark beschatteten Flächen.

Die Wildacker-Demonstrationsfläche in unserem Lehrrevier wurde von der Bayerischen Futtersaatbau großzügig unterstützt. Herzlichen Dank.

Rotationsbrache

Die Brache-Begrünung eignet sich vor allem für Stilllegungsflächen in der Landwirtschaft. Sie bietet gute Deckung in der intensiv genutzen Feldflur und reichlich Äsung. Diese Mischung ist überjährig, das heißt sie bleibt bis zum Frühjahr auf dem Feld stehen. Wenn der Landwirt selbst in seiner Fruchtfolge Raps anbaut, sollte man allerdings keine Mischungen mit Raps, Rüpsen und anderen Kohlarten für die Stilllegungsfläche wählen. 

Die Wald-Pioniermischung enthält viele Pflanzenarten, die den Boden aufschließen. Sie ist auch für nährstoffarme Waldböden geeignet. Der Wildacker kann drei Jahre lang genutzt werden. Im ersten Jahr bietet der Hafer Deckung, der Waldstaudenroggen ist noch niedrig und unterdrückt das Unkraut. Er wird im zweiten Jahr den Bestand dominieren, im dritten Jahr werden Klee und Gräser die Oberhand gewinnen.

 WaldpioniermischungWaldpioniermischung im Ansaatjahr

Was braucht das Waldrevier?

Für unser reines Waldrevier sind die Brachebegrünungen nicht so geeignet, jedenfalls werden sie von unserem Wild kaum angenommen. Deckung gibt es genug im Jungwuchs. Gerade im Herbst und Winter haben sich die Mischungen bewährt, die Öl- und Kohlpflanzen enthalten. "Wildacker Trio" zum Beispiel, eine getreidereiche Mischung, die auch Blatt- und Markstammkohl, Ölrettich und Stoppelrüben enthält. Die Ölpflanzen bleiben im Herbst, wenn alles andere verschwunden ist und eignen sich gut als Winteräsung in der Notzeit. Die Kohlarten (rechts) wurden im Herbst noch verschmäht, im Winter, nach den ersten Frösten aber werden sie um so lieber gefressen.

Wildacker-Trio im HerbstÖlrettich - im Herbst verschmäht 

Weil die Rehe den Kohl vollkommen abräumen, wird im zweiten und dritten Jahr eine Nachsaat von Raps oder anderen Kohlsamen empfohlen.

Ölrettich im WinterMarkstamm, verbissen


Wichtig bei der Anlage von Wildäckern im Wald ist die ausreichende Versorgung des Bodens mit Kalk, denn Waldböden, vor allem in reinen Fichtenwäldern, sind sauer. Stickstoffdüngung brauchen die Wildacker-Saatmischungen in der Regel nicht, gut aber ist eine Düngung mit Phosphat und Kalium. 

Die Pflanzen gehen nur auf, wenn die Samen richtigen Bodenschluss haben. Deshalb muss die Saat unbedingt gewalzt werden.

WildackeranlageFasanenweide

Die "Fasanenweide" ist eine einjährige Mischung für das Federwild. Sie bietet gute Deckung mit Sonnenblumen, Sommerraps und Malve. Sie kann über den Winter stehen bleiben. Im Herbst locken die Samen von Sonnenblume, Mais und Hirse viele Vögel an. Natürlich bedient sich hier auch gern das Rehwild. Zumal das Rehwild mitten im Wald an den Maispflanzen sogar Kolben mit Körnern findet. Natürlich sind die nicht so groß wie die Kolben auf den Maisfeldern der Bauern, gefressen werden sie trotzdem gern.

Fasanenweide mit MaisMaispflanze im Herbst

Der "Wildacker-Eintopf" zeichnet sich aus durch seine Artenvielfalt. Wicken, Lupinen, Erbsen und die Sojabohne liefern Eiweiß und werden sehr gerne aufgenommen. 

Die Mischung ist unkompliziert und für fast alle Standorte geeignet. Den Eintopf sollte man möglichst spät säen, empfohlen wird Juni/Juli. Dann wachsen zarte Blättchen auf dem Wildacker, während überall sonst die Naturäsung schon überständig ist. Im Herbst hat der Eintopf jede Menge Ölpflanzen zu bieten, die von den Rehen allerdings erst nach den ersten Frösten gerne angenommen werden. Vor allem Mark- und Blattstammkohl sind bis auf den Strunk kahl gefressen.

WildackereintopfWildackereintopf im Winter

 

Im Wald ist die Anlage von Wildäckern oft sehr schwierig, weil zu wenig Licht auf das Feld gelangt und der Boden roh, sauer, humus- und nährstoffarm ist.Unter schwierigen Bedingungen ganz gut funktioniert eine Leguminosenansaat aus 12 verschiedenen Kleesorten. Sie liefert nicht nur beste Äsung sondern wird auch sehr gerne angenommen.

Die Klee-Mischung eignet sich auch gut zur so genannten "Hosentaschen-Saat". Das heißt, man hat immer ein paar Hand voll Samen dabei und streut sie kleinflächig aus. Die Leguminosen sind auch für Nachsaaten gut geeignet. Im Lehrrevier säen wir Buchweizen unter die Leguminosenmischung.  Er dient als Deckfrucht für den jungen Klee und sorgt dafür, dass der ungestört keimen kann. Außerdem eignet sich der Buchweizen ausgezeichnet als Lockäsung, weil er besonders gern verbissen wird.

LeguminosenmischungLeguminosenmischung - Klee

35 verschiedene Klee- und Kräuterarten enthält die Mischung "Natur-Refugium". Die vielen Nektar- und Brutpflanzen bieten ein Eldorado für Insekten, die Kräuter eine Wildapotheke. Dünn gesät bleibt genug freier Boden für Huderplätze und sonnige Plätze zum Trocknen des Felles oder des Gefieders. Ganz besonders geeignet ist die Mischung für Jungtiere.
Die Blütenpracht ist auch für das Auge ein Genuss.

 Natur-Refugium

Im August haben wir noch eine so genannte "Wintergrünäsung" angelegt. Sie sorgt für Frisches in der kalten Jahreszeit.
Unser Angebot ist beim Rehwild angekommen. Die Grünäsung erfreut sich zur Zeit großer Beliebtheit, wie die Verbissspuren zeigen.

Wintergrünäsung im HerbstWintergrünäsung - verbissen